Meisterlöwen

Der TSV Handschuhsheim ist Meister der Handball-Landesliga der Männer und verlässt die Klasse. Ab nächster Runde heißt es, die Löwen spielen eine Etage höher, Verbandsliga ist das Thema. Beim aktuellen Verletztenstand könnte man den Namen wörtlich nehmen, doch dies ist nur Namensspielerei.

Freudig ist man im Löwenrudel gespannt auf die Derbys gegen Wieblingen, Eppelheim, Malsch und Leutershausen. Falls sich Rot und Dossenheim nicht in die Badenliga verdrücken, stehen zwei weitere Nachbarschaftstreffen auf dem Papier.
Zum Tagesgeschäft: Die Löwen mussten an den ehrwürdigen Alsenweg, uffm Waldhof, gegen die Buwe. Gemeinsam stieg der TSV mit dem SVW auf. Die Mannheimer wurden in ihrer ersten Saison Vizemeister, die Löwen Vierter der Klasse. Nun spielen die Waldhöfer gegen den Abstieg, auch aufgrund etlicher Verletzungen.

Die Buwe hauten alles rein, gaben ihr letztes Hemd, um die rettenden zwei Punkte zu holen. Die Löwen blieben geduldig, einzig Marius Krembsler hatte anscheinend zu viel Kaffee getrunken und moderierte die ersten 30 Minuten ohne Punkt und Komma durch. Diese Luft muss man erst mal haben. Chapeau.

Die erste Hälfte war kein Hingucker, eher Abnutzungskampf. Hendessse hielt das Tempo hoch, Waldhof musste mitgehen und verlor zusehends die Kraft. Das war der Matchplan, nicht attraktiv, aber wirkungsvoll. Salem Abou-Zarah entschärfte unter anderem zwei Siebenmeter, Klaus Dahlmann organisierte angeschlagen die Abwehr und Rückkehrer Luka Baumann gab sein Saisondebüt. Mit einem fulminanten Wurf auf den Brustkasten des SVW-Goalies meldete sich Luka zurück. Das TSV-Lazarett schleppte sich durch Halbzeit eins, mit 11:13 ging es in die Katakomben. Nicht sexy, aber im Soll, war das Pausenresümee. Marius Krembsler erhielt Sprechverbot, Tempo beibehalten und Fehler minimieren. So einfach kann Handball sein.

Mari wurde ruhiger, Fehler wurden weniger, Tempo blieb hoch, die Buwe wurden müder. Der TSV setzte sich sukzessive ab, das Meisterstück vor Augen. Doch der SVW kämpfte leidenschaftlich, Manndeckung, sogar offene Manndeckung, siebter Feldspieler. Alle taktischen Kniffe halfen nicht, die Löwen zimmerten die Meisterschaft zurecht. Der Hendsemer Block feierte die letzten Minuten im Stehen, Gerhard Stern klatschte fünf Minuten vor dem großen Gong ab, Sternstunde uffm Waldhof. 21:31 nach sechzig Minuten, die Löwen feierten mit der Mehrheit der Herbert-Lucy-Halle den Aufstieg in die Verbandsliga. Meisterlöwen, hey, hey, das war der Gassenhauer.

Mit Hopfenblütentee und Meistershirts ließen sich die Löwen feiern. Der Trainer fiel der obligatorischen Bierdusche zum Opfer, muss halt sein. Jetzt hieß es spontan zu feiern. Ruckzuck an die Tiefburg und mit dem Taxi ins Weinloch. Chef-Sommelier Roland kredenzte das ein oder andere Gedeck, anbei reichte er Wurstsalat-Würfel, Eibrot und Camembert. Man munkelt, dass sogar die ein oder andere Flasche Wasser verbraucht wurde. „Mein Schatz der is vun Hendesse“, immer wieder „Meisterlöwen“ und vieles mehr wurde zum Besten gegeben. Große Steine hörte man runterfallen, die Löwen im Entspannungsmodus. Beim großen Zapfenstreich wurde nicht groß lamentiert, sondern nur blitzgescheit reagiert. Die Straßenseite wurde gewechselt, die Destille war dran. Auch hier zeigten sich die Löwen äußerst flexibel, von Schorle wurde auf Bier umgestellt. Wer kann, der kann. Die Lieder blieben die gleichen, die Stimmung blieb auch bestens. Auch wenn Kapitän Salem Abou-Zarah angeblich geschäftlich verhindert war, machte sein Vertreter Daniel Schmitt seinen Job ordentlich, er verordnete seiner Mannschaft Kampfeswillen am Tresen, und sein Team gab schlichtweg alles. Ausgang offen, nicht alles ist für die Öffentlichkeit.
Die Mannschaft und das Trainerteam bedanken sich bei den mit Abstand besten Fans der Liga!

Allein schon die Unterstützung am Alsenweg war meisterlich!
Gemeinsam haben wir noch drei Feiertage, gegen Laudenbach, gegen Wiesloch und das Pokalfinale gegen Malschenberg. Und das alles in der Höhle der Löwen!

TSV Handschuhsheim: Salem Abou-Zarah, Nico Mairle (beide im Tor), Robin Gassert (Pfostentreffer), Felix Weber 1, Marius Krembsler 12/4, Andreas Layer 1, Niko Ullmerich 1, Chris Joswig 4, Luka Baumann 2, Klaus Dahlmann 1, Jonas Bald 2, Till Hanken 1, Daniel Schmitt 3, Joscha Frank 3.