Hendsemer Wand in Dossene

Quasi zum Aufwärmen, oder schon Einheizen prallten die 1b-Mannschaften der Erzrivalen von Dossenheim und Handschuhsheim im Vorprogramm aufeinander. Dieses beendeten die Löwen siegreich mit 28:31.

Die gut besuchte Schauenburghalle füllte sich nun zum Derby der Handball-Verbandsliga der Männer. Nur wenige Plätze blieben ungenutzt. TSG-Coach Nicolai Elfner trat mit voller Kapelle und fünf Siegen in Folge an, während dem TSV gleich fünf Spieler aus dem Stammpersonal fehlten.

Genau sechzig Sekunden brauchte Vincent Stupp zum 0:1. Doch Mohr und Jünger trafen zum 2:1. In der fünften Minute ein Gegenstoß der TSG, Jonas Bald begleitete den anstürmenden Dossenheimer mit erhobenen Händen, als Zeichen des Nichteingreifens. Der Angreifer suchte den Beinkontakt und segelte übers Parkett. Die Herren in schwarz zogen nach kurzer Absprache die rote Karte. Entsetzen im Handschuhsheimer Lager. Noch ein Rückraumspieler weniger. Pascal Riedel musste als Rechtshänder auf Halbrechts. Die Stimmung heizte merklich auf. Mit einem Schlag waren die Protagonisten mitten in einem wilden Derby, die proppenvolle Halle tobte. Den fälligen Strafwurf entschärfte Salem Abou-Zahra, die Löwen wollten sich auf keinen Fall unterkriegen lassen.
Doch wieder Mohr und Jünger erhöhten auf 4:1 und Andreas Layer musste für zwei Minuten runter. Eine weitere kleinliche Strafzeit gegen Pascal Riedel, die Gerhard Stern erboste. Dies nutzten die Referees zu einer Zeitstrafe gegen die Bank. Und flugs wurde es übersichtlich auf Seiten des TSV. Vincent Stupp und Felix Weber verblieben nach dieser Aufräumaktion übrig. Gegen sechs Dossenheimer Feldspieler. Jetzt zeichnete sich aus, dass Salem Abou-Zahra auch eine Vergangenheit als Feldspieler hatte. Unter dem Johlen der Handschuhsheimer ging das Trio zum Angriff über. Ballsicher hielten sie die Lederkugel in ihren Reihen, bis Vincent zum Tanz bat. Mit einer blitzsauberen Täuschung tauchte er durch den Dossenheimer Riegel und setzte die Murmel in die TSG-Maschen. Die Ostkurve rastete aus.

Der Dossenheimer Angriff mit vier Mann in Überzahl war ein leichtes. 5:2. Nun wieder unsere drei Helden im Angriff. Fast wäre Salem Abou-Zahra durchgebrochen, dann ein blitzgescheiter Pass auf Schlitzohr Felix Weber. Per Übersteiger durchgesetzt und dann das Spielgerät ab ins kurze Eck. Im 6:2 zwei Tore für die Löwen. Die Kurve Ost in Ekstase, leichtes Fremdschämen in Kurve West. Mohr und Heinicke kühlten die Stimmung des TSV-Lagers beim 7:3 wieder ab. War es das schon? Die völlig dezimierten Löwen am Ende? Nein, mit dem Rücken an der Wand und wehenden Fahnen ein Alles oder Nichts. Felix Weber eröffnete einen Wahnsinnslauf.
Angetrieben vom Wüstenfuchs Salem Abou-Zahra, eingepeitscht vom Defensivkapo Klaus Dahlmann und getragen von den fantastischen Anhängern legte das Rudel eine unglaubliche Performance hin. Doppelpack Marius Krembsler, Doppelpack Vincent Stupp, Pascal Riedel und Klaus Dahlmann mit einem Gegenstoß. Als Andreas Layer den 7:0-Lauf perfektionierte, rieben sich die Zuschauer beider Lager die Augen. Von 7:3 auf 7:11, die Partie war auf den Kopf gestellt. TSV-Coach Jonas Kari nahm eine Auszeit, nicht um Taktisches zu besprechen, nein, damit seine Jungs mal kurz durchschnaufen konnten, denn Auswechseln war nur sehr bedingt möglich. Dossenheim fightete zurück und verkleinerte den Vorsprung, beim 12:12 waren sie wieder dran. Sechs Minuten vor der Pause ein Gegenstoß der Gastgeber, begleitet von Vincent Stupp, wieder ein Einhaken mit dem Fuß. Und wieder glatt Rot. Entsetzen pur im TSV-Lager. Doch auf Salem Abou-Zahra ist Verlass, den fälligen Strafwurf hexte er weg. Eine Trotzreaktion musste her. Und diese kam. Stinksauer ging es mit 16:14 in die Katakomben.

Auf der Tribüne wurde Till Hanken entdeckt. In einer Blitzaktion wurde er mit Hose und Trikot versorgt, zweimal Arme geschlenkert und schon war er bereit für einen Einsatz. Robin Gassert blitzte in eine Lücke, 16:15. Zwei Ballgewinne veredelten Klaus Dahlmann und Chris Joswig zur 16:17-Führung. 16:18 durch Robin Gassert, die Kurve Ost jubelte. Doch die Germanen ließen sich nicht abschütteln.
In der 40. Minute Rot für Lukas Jünger, naja. Immer wieder Felix Weber und Marius Krembsler hielten die Führungsarbeit aufrecht. Pascal Riedel ballerte das 24:26, aber die letzten Helden waren schon seit einer Weile im roten Bereich. 12 Minuten noch, das Ziel vor Augen, aber der Tank war zwecks Personalmangel voll auf Reserve. Ein Zaubertor von Marius Krembsler, 25:27. Doch diese verdammte Zeit ging nicht rum. Gnadenlos langsam tickte die Anzeige dahin. Der Abnutzungskampf zeigte Wirkung in den Handschuhsheimer Reihen, der Fehlerteufel schlich sich ein. Gefühlskalt nutzten die Germanen dies aus und gingen in die letzte und endgültige Führung.

Verzweiflung und Entsetzen machte sich im Löwenlager breit. 55 Minuten Leidenschaft gegen alle Widrigkeiten hatten nun ein jähes, auch vielleicht ein ungerechtes Ende. Die TSG fuhr den Sieg nach Hause. Erleichterung in der Kurve West. Sehr große Erleichterung, denn das war ganz, ganz knapp. In der Ost-Kurve war der finale Schock groß. Doch empfanden alle Handschuhsheimer großen Stolz, über das gemeinsam Geleistete. Minutenlanges Standing Ovation übertönte das Derbysieger-Gejubel der Dossenheimer. Die Handschuhsheimer Wand feierte ihre tapferen letzten Helden, das war Gänsehautatmosphäre pur. Der Dank gilt unseren fantastischen Zuschauern, die eine Heimspielkulisse in Dossenheim zelebrierten. Halt einfach das beste Publikum der Liga.

Für den TSV Handschuhsheim das letzte Hemd gegeben hatten:
Im Tor Salem Abou-Zahra und Jens Eckstein – Felix Weber 8/4, Marius Krembsler 7/1, Paul Pscherer, Andreas Layer 1, Robin Gassert 2, Chris Joswig 1, Klaus Dahlmann 2, Jonas Bald, Vincent Stupp 4, Till Hanken, Pascal Riedel, Jens Riegler.