Das war ein wahres Derby, die Partie in der Handball-Verbandsliga der Männer zwischen Handschuhsheim und Wieblingen.
400 Zuschauer wollten sich diesen Klassiker nicht entgehen lassen. Die Baustelle Sportzentrum Nord wurde den Umständen entsprechend herausgeputzt. Neben dem Ausschank bauten die Löwen eine Bühne für den Stargast auf. Sponsor Marco Reinwald von Prisma KG brachte seinen guten Freund Henning Fritz mit. Der Handball-Weltmeister von 2007 stellte sich den Autogramm- und Selfiejägern zur Verfügung. Geduldig und stets freundlich posierte er mit den Fans. Aus dem ehemaligen Fischerdorf Wieblingen fand eine Vielzahl den Weg über den Neckar ins Sportzentrum Nord. Ein illustres Fachpublikum fand sich ein. Angeführt vom ehemaligen Nationalspieler „Winne“ Damm, Abteilungsleiter Jörg „Bolle“ Braun, Torwartlegende Jörg „Fipser“ Büßecker, Thomas „Lala“ Ratz. Sogar Wieblingens Fußball-Abteilungsleiter Achim „Cheese“ Kees schaute gemeinsam mit Sascha Braun vorbei. Das brisante Nachbarschaftsduell der Löwen gegen die Angler konnte beginnen.
Den Auftakt hatten sich die Gastgeber komplett anders vorgestellt. Jan Dexheimer eröffnete mit einem Doppelpack. Chris Joswig hielt zum 1:2 dagegen. Wieblingens Goalgetter Marco Widmann meldete sich in der Partie mit seinem ersten Treffer an. Daniel Schmitt scheiterte vom Punkt und Moritz Merkel zirkelte von außen das 1:4, das Wieblinger Fanlager befand sich schon früh in Ekstase. Markus Mathes feierte am Mikrofon als Hallensprecher ein starkes Debüt. Die Stimme vom Steinberg riss die Hendsemer mit, Walter Drück trommelte wie der Taktgeber auf einer Galeere. Auch als Felix Weber und Vincent Stupp trafen, Dexheimer und Co hielten den Abstand aufrecht. Die Masica-Truppe war emotional voll im Derbymodus, bei den Löwen war die Handbremse noch angezogen. Auf der Handschuhsheimer Kommandobrücke rauchten die Köpfe, eine Lösung musste gefunden werden, ansonsten schwammen die Punkte den Neckar runter an das Südufer. Marius Krembsler sicher beim Strafwurf, aber Marco Widmann konterte mit zwei Toren. Nach einer Viertelstunde funzelte auf der altersschwachen Anzeigetafel ein 6:10. Diesen Vorsprung verteidigten die Gäste tapfer bis zum 11:15.
Kurz vor der Pause das psychologisch wichtige 12:15. Zehn Minuten durchschnaufen für alle Beteiligten. Nun bat Entertainer Markus Mathes den Weltmeister zum Interview. Henning Fritz plauderte sehr sympathisch aus dem Nähkästchen. In den Katakomben suchte man im Handschuhsheimer Lagernach Lösungen. Dass die Angler zwei Punkte aus der Burg der edlen Ritter mitnehmen, das durfte nicht eintreten. Bis zum Rückspiel dem Hohn der Nachbarn ausgesetzt sein geht gar nicht. Alleine die Vorstellung, dass der Wieblinger Spieler Maurice Pape, der beim TSV Handschuhsheim ein freiwilliges soziales Jahr im Verein ableistet, mit einem Dauergrinsen durch unser Sportzentrum Nord läuft. Nein geht nicht! Geht überhaupt nicht! Auf geht´s Löwen, kämpfen und siegen!
Die Herren Boskovic und Forster pfiffen Durchgang zwei an. Vincent Stupp und Handball-Chamäleon Nico Ullmerich traf diesmal vom Kreis. Er vertrat den Kreismann Joscha Frank exzellent, der auf der Tribüne seine Krücken schwang. Ein linker Hammer von Jonas Bald, 15:16 der Löwenanhang brüllte und tobte. Hendesse ist endlich im Derby angekommen. Aber genau dieser Maurice Pape traf zum 16:19, Wieblingens Anhang skandierte siegessicher „Löwen in den Zoo“. Walter Drück erhöhte die Trommelfrequenz, die quietschorangene Tribüne im 70er Jahre Look bebte. Derbyfieber pur. Handschuhsheims Coach Jonas Kari ging „all in“, Manndeckung gegen Dexheimer und gegen Widmann. Daniel Schmitt und Marius Krembsler wuchteten das Spielgerät in die Wieblinger Reuse, 20:20, Hendesse „is back“. Wieder dieser Pape, undankbar gegenüber seinem „neuen“ TSV, 20:21. Auch Peter Masica ließ doppelt manndecken. Aber nun setzte sich das übrige Löwen-Quartett durch. Felix Weber traumwandlerisch sicher vom Punkt und Jonas Bald netzten, 22:21, die erste Führung für den Gastgeber. Salem Abou-Zahra krallte sich einen Strafwurf von Marco Widmann und Daniel Schmitt tanzte Wieblingens Defensivabteilung aus.
Zwei vor für den heimischen TSV. Doch Merkel und Dexheimer egalisierten in der 53. Minute zum 23:23. Noch sieben Minuten und alles steht auf Null. Pari bis zum 25:25 in der 56. Minute. Das Hallendach drohte wegzufliegen, sitzen war für den Arsch, alle Zuschauer feuerten im Stehen an. Der Showdown stand bevor. Bombensicher zimmerte Felix Weber seinen nächsten Strafwurf ins Gehäuse, Salem Abou-Zahra vernagelte seinen Kasten und Jonas Bald traf zum 27:25. Ballverlust Wieblingen und Andreas Layer fand eine Lücke, wo eigentlich keine war, schlängelte sich durch und brachte die harzfreie Murmel im Wieblinger Netz unter.
28:25 und nur noch 37 Sekunden zu spielen. Das sollte reichen. Der 17-jährige Lukas Kücherer gab nun sein Debüt für Handschuhsheim. Fast wäre ihm noch eine Parade gelungen. 29:27 und die nervenaufreibenden 60 Minuten waren geschafft. Großer Jubel in der Nordkurve, Niedergeschlagenheit im Süden der Tribüne. Endlich wieder ein Derbysieg der Löwen. Keine hämischen Andeutungen der Nachbarn aus Wieblingen sind nun zu befürchten. Maurice Pape wird bei seiner Arbeit im SZN auf viele Menschen mit einem breiten Grinsen treffen. Bestens gelaunt gingen die Löwen und deren Unterstützer die Partynacht an. Aber auch die Wieblinger zeigten wahre Größe und tranken das ein oder andere Kaltgetränk mit. Dennoch mussten die Angler mit leeren Netzen wieder „riwwa üwwa die Brick“. Danke an beide Fanlager für die tolle Kulisse.
Für den TSV Handschuhsheim siegten:
Im Tor Salem Abou-Zahra, Nico Mairle und Lukas Kücherer – Felix Weber 5/3, Marius Krembsler 4/1, Andreas Layer 1, Robin Gassert, Chris Joswig 2, Klaus Dahlmann, Jonas Bald 5, Vincent Stupp 4, Pascal Riedel, Daniel Schmitt 5, Niko Ullmerich 3.